Im Leben ist Timing oft alles. Der richtige Zeitpunkt kann über Erfolg oder Misserfolg entscheiden – im Privaten genauso wie im Berufsleben. Gerade für die Gehaltsverhandlung gilt: Wer den richtigen Zeitpunkt wählt, holt oft mehr heraus. Vor allem, weil ein Nachverhandeln schwierig ist, kommt es auf gute Vorbereitung an – und die richtige Einstellung.

  1. Mehr Verantwortung

Du übernimmst einen neuen Verantwortungsbereich oder ein neues, großes Projekt mit neuen Anforderungen?
Jeder vierte Befragte empfiehlt seinen Mitarbeitern diesen Zeitpunkt für eine Gehaltsverhandlung. Hier lohnt sich ein Blick in deine ursprüngliche Stellenbeschreibung oder deinen Arbeitsvertrag. Sind neue Aufgaben dazu gekommen, kannst du des durchaus wagen, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen.

  1. Während des Mitarbeitergesprächs

24 % halten das jährliche Mitarbeitergespräch für eine gute Gelegenheit, um nach mehr Gehalt zu fragen. Gib deiner Führungskraft am besten Bescheid, dass du in eurem Gespräch auch das Thema Gehalt thematisieren wirst und bereite dich gut vor, siehe Abschnitt „Die besten Argumente“.

3. Nach Abschluss eines größeren Projekts
Was spricht mehr für eine Gehaltserhöhung als ein belegbarer Erfolg? Für viele Führungskräfte ist ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt das Top-Argument schlechthin. Dieser Meinung sind 17 % der befragten Vorgesetzten. Wichtig dabei: Sammle Zahlen, Daten, Fakten, die deinen Erfolg konkret belegen.

  1. Jederzeit

Jeder sechste CFO (17 %) findet, dass sich jeder Zeitpunkt eignet bzw. dass es keinen bestimmten Zeitpunkt braucht, um nach einer Gehaltserhöhung fragen. Gute Argumente solltest du natürlich trotzdem parat haben.

  1. Sechs Monate nach Übernahme von mehr Verantwortung

Auf Platz 5 ist ein Zeitpunkt, der eine gute Alternative darstellt, sollte die Gehaltserhöhung nicht gleich bei Übernahme von mehr Verantwortung klappen. Denn 14 % der befragten Führungskräfte wollen erst einmal sehen, ob ihre Mitarbeiter*innen der neuen Verantwortung auch gewachsen sind. Heißt für dich: Frag gerne sofort bei Übernahme eines neuen Verantwortungsbereich nach mehr Gehalt, solltest du damit keinen Erfolg haben, biete an, nach sechs Monaten noch mal zum Thema zu sprechen und sammle in der Zwischenzeit Belege für deinen Erfolg!

Wie die aktuelle Stepstone-Befragung zu Gehältern und Gehaltstransparenz 2023/2024 gezeigt hat, können 27,5 % der Befragten ihren eigenen Marktwert nicht gut einschätzen. Das ist aber wichtig, denn ohne eine konkrete Vorstellung darüber, was marktkonform ist und was deine Arbeit wert ist, gestaltet sich die Verhandlung deutlich schwieriger.

Doch wie kannst du in Erfahrung bringen, wie dein Marktwert aktuell aussieht?  Neben dem persönlichen Austausch mit Freund*innen, Kolleg*innen, Ex-Kolleg*innen und Bekannten können dir auch Gehaltsangaben auf Stellenanzeigen ein Gefühl dafür vermitteln, was heute für deine aktuelle Position üblich ist. Weitere beliebte Quellen sind Gehaltsprüfungs-Tools wie der Gehaltsplaner sowie der jährliche Gehaltsvergleich von Stepstone. Zu wissen, was in der Branche üblich ist, ist das eine – mit diesem Wissen dann auch den perfekten Zeitpunkt zu finden, das Gehalt anzusprechen, etwas ganz anderes.

Dabei gibt es einiges zu beachten:

Gehaltserhöhung: eine Frage des Timings

Doch es gibt noch mehr Rahmenbedingungen, die die Frage nach einer Gehaltserhöhung begünstigen können. Dazu gehören beispielsweise:

 Tageszeit

Einige Tageszeiten eignen sich besonders schlecht: Sehr wahrscheinlich wird sich dein*e Chef*in am Montagmorgen genauso ungern über deine anstehende Gehaltsanpassung diskutieren wie Freitag Nachmittag, wo er*sie in Gedanken schon im Wochenende ist.

Bringe etwas über den Rhythmus deines*r Vorgesetzten in Erfahrung, über Gewohnheiten und Zeiten, in denen sie oder er wirklich offen für Themen und Inhalte ist, bevor du vorpreschst.

Jahreszeit

Das Frühjahr ist eine gute Zeit für Gehaltsverhandlungen. Warum? Wenn dein*e Chef*in den Steuerausgleich erledigt hat und die Unternehmensziele für das Jahr feststehen, weiß er*sie, wie viel Budget er*sie hat.

Plane bereits den ersten Termin für ein Mitarbeitergespräch bei einem neuen Dienstgeber im ersten Quartal. Komme alle 18 Monate bis zwei Jahre wieder.

Redezeit

Gehe die wesentlichen Punkte, die du ansprechen möchtest, vorher in Gedanken durch. Wähle ein angemessenes Sprechtempo, mache Pausen und halte Blickkontakt. Dein*e Vorgesetzte*r schließt von Gesprächen mit dir auf deinen Umgang mit Kund*innen und Kolleg*innen. Nutze die Gehaltsverhandlung, um deine Kommunikationsfähigkeit unter Beweis zu stellen und vergiss nicht deine Körpersprache bzw. ein sicheres und selbstbewusstes Auftreten.

Von Zeit zu Zeit

Günstige Zeitfenster öffnen sich auch unabhängig von den Launen und Gewohnheiten deiner Vorgesetzten immer wieder. Lerne diese zu erkennen und zu nutzen. Du hast eine*n wichtige*n Kund*in angeworben oder dein Tätigkeitsfeld erweitert? Du hast ein Projekt erfolgreich abgeschlossen oder mehr Mitarbeiter*innen unter deiner Führung? Spreche diese Qualitäten beim Gespräch über dein Gehalt an.

In dem Gespräch zur Gehaltserhöhung kann auch eine interne Versetzung angesprochen werden, falls der Wunsch vom Vorgesetzten zur Gehaltserhöhung nicht erfüllt werden kann und du eine bessere Position anstrebst.

Übrigens, ob dir Lohn und Gehalt  zusteht, hängt von deinem Dienstvertrag ab. Je nach Vertrag stehen dir unterschiedliche Benefits zu.

Extra-Tipp: Der falsche Zeitpunkt

Genau wie der richtige Zeitpunkt den Ausschlag für den Erfolg deiner Gehaltsforderung geben kann, so kann der falsche Zeitpunkt zu Misserfolg führen. Betrachte immer auch die Gesamtsituation: Geht es deinem Arbeitgeber gerade wirtschaftlich schlecht, wurden Mitarbeiter*innen entlassen und Abteilungen und Produktsparten eingestampft, solltest du lieber darüber nachdenken, mit deiner Forderung noch abzuwarten. Besser: Sieh dir die Lage deines Arbeitgebers an. Geht es dem Unternehmen wirtschaftlich gut? Läuft das Geschäft? Dann spricht nichts dagegen, einen Vorstoß zu wagen.

Zu wenig Gehalt herausverhandelt?
Hast du im Lauf deines Bewerbungsprozesses das Gefühl, schlecht verhandelt zu haben, lassen sich eventuell noch so genannte Fringe herausverhandeln. Viele Unternehmen haben Mitarbeiter*innenvorteile, die in die Gehaltsverhandlung miteinfließen, etwa freiwillige ZusatzversicherungenMitarbeiter*innenaktien, zusätzliche ProvisionenFirmenwagenFirmenhandyLaptopflexible Arbeitszeiten, Möglichkeit auf Home-Office oder Verpflegung und Kantine. Auch das sind geldwerte Vorteile – und lohnen sich oft mehr als ein paar Hunderter mehr auf dem Gehaltszettel.

Quelle: StepStone