Azubi-Recruiting und die Digitalisierung: Nicht per se „digitalisierungskompetent“

Die sechs­te Azu­bi-Re­cruit­ing Trend Stu­die von u-form Test­sys­te­me hat sich auch die­ses Jahr wie­der Azu­bis und Aus­bil­dungs­ver­ant­wort­li­che zur Brust ge­nom­men und nach­ge­forscht, was den Teil­neh­mern so auf den Nä­geln brennt. Wir ha­ben ei­ni­ge Er­geb­nis­se für Euch zu­sam­men­ge­fasst.

Teil­ge­nom­men ha­ben knapp über 4.300 Aus­zu­bil­den­de und sol­che, die es wer­den wol­len (Azu­bi-Be­wer­ber), so­wie et­wa 1.230 Per­so­nen, die mit der Aus­bil­dung von Ju­gend­li­chen be­traut sind. Be­son­de­res Au­gen­merk der Stu­die lag auch 2018 auf den Be­rüh­rungs­punk­ten zwi­schen Azu­bi-Re­cruit­ing und der Di­gi­ta­li­sie­rung. Wir ha­ben die The­men Di­gi­ta­li­sie­rung, Stel­len­an­zei­gen und Vor­stel­lungs­ge­prä­che, Snap­chat & Co. und die Azu­bi-Wunsch­lis­te 2018 im Pro­gramm.

Wer heu­te nach ei­ner Aus­bil­dung sucht, ist im Zeit­al­ter von Smart­pho­nes und So­ci­al Me­dia auf­ge­wach­sen. Als Pio­nie­re der Di­gi­ta­li­sie­rung füh­len sich die Azu­bi-Teil­neh­mer trotz­dem nicht un­be­dingt. Zwar schät­zen sich ca. 78% die­ser Teil­neh­mer­grup­pe als den „Ver­än­de­run­gen ge­gen­über auf­ge­schlos­sen, die di­gi­ta­le Tech­no­lo­gi­en mit sich brin­gen“ ein, als „Ear­ly Ad­op­ter/First Mo­ver“ (al­so als je­mand, der neu­es­te Tech­no­lo­gi­en zu­erst nutzt) se­hen sich je­doch nur knapp 42%. Ins­ge­samt glau­ben die Azu­bi-Tei­neh­mer, dass sie über ei­ne so­li­de und all­tags­taug­li­che An­wen­der­pra­xis ver­fü­gen, zum Bei­spiel im Um­gang mit Such­ma­schi­nen. Tief­schür­fen­de­re Kennt­nis­se, wie et­wa vom Aus­tausch grö­ße­rer Da­ten­men­gen über das In­ter­net, be­an­spru­chen je­doch ver­gleichs­wei­se nur we­ni­ge Be­frag­te (ca. 23%) für sich.

Auf Sei­ten der Aus­bil­dungs­ver­ant­wort­li­chen zeigt sich ein leich­ter Hang zur Über­schät­zung, wenn es um die Di­gi­ta­li­sie­rung geht – so­wohl bei sich selbst, als auch in Be­zug auf die Azu­bis. So trau­en sie ih­ren Schütz­lin­gen mehr Di­gi­tal­kom­pe­tenz zu, als die­se sich selbst. Auch be­schrei­ben sich stol­ze 91% als den Ver­än­de­run­gen durch di­gi­ta­le Tech­no­lo­gi­en auf­ge­schlos­sen und so­gar 51% als „First Mo­ver“. Da­ge­gen spricht schon das ers­te kon­kre­te Bei­spiel, das die Stu­die an­führt, näm­lich das der di­gi­tal ge­führ­ten Be­richts­hef­te:

Be­richts­hef­te kön­nen seit 2017 rein di­gi­tal ge­pflegt und ein­ge­reicht wer­den – was je­doch nur we­ni­ge Be­trie­be tat­säch­lich an­bie­ten. Aus­bil­dungs­be­trie­be und Ver­ant­wort­li­che soll­ten sich um ei­ne rea­lis­ti­sche Ein­schät­zung der ei­ge­nen di­gi­ta­len Po­si­tio­nie­rung be­mü­hen. Auch frü­he­re Azu­bi-Re­cruit­ing Stu­di­en wei­sen eher auf ein dis­tan­zier­tes Ver­hält­nis zwi­schen Be­trie­ben und Di­gi­ta­li­sie­rung hin.

Azu­bi-Be­wer­ber er­hof­fen sich von Stel­len­an­zei­gen in ers­ter Li­nie In­for­ma­tio­nen, aber kein el­len­lan­ges An­for­de­rungs­pro­fil. Sie wol­len wis­sen, was sie mit ih­rem Ab­schluss für Mög­lich­kei­ten ha­ben (75%), wie die Aus­bil­dung ab­läuft (64%), ei­ne Be­schrei­bung des Aus­bil­dungs­be­ruf (57%) und wie es mit der Ver­gü­tung aus­sieht (57%). Und die Aus­bil­dungs­ver­ant­wort­li­chen? Fin­den das al­les nicht so wich­tig. Sie wol­len vor al­lem die An­for­de­run­gen an die Be­wer­ber auf­lis­ten (82%). Die Stu­di­en­ma­cher da­zu:

An­ge­sichts ei­nes Nach­fra­ge­markts, in dem Aus­bil­dungs­be­trie­be seit Jah­ren über den „Azu­bi-Man­gel“ kla­gen, ist das er­staun­lich. Un­ter­neh­men soll­ten hier ab­spe­cken und den Platz nut­zen, um Be­wer­bern ei­ne Be­rufs­per­spek­ti­ve schmack­haft zu ma­chen.

Als ähn­lich an­ge­staubt emp­fin­den Azu­bi-Teil­neh­mer häu­fig die Vor­stel­lungs­ge­sprä­che. Um die Si­tua­ti­on aus ih­rer Sicht zu be­schrei­ben: Die Be­trie­be sol­len „nicht im­mer die glei­chen, blö­den Fra­gen“ stel­len. Zu de­nen zählt nach Wahr­neh­mung der Azu­bis die un­sterb­li­che „Selbst­be­weih­räu­che­rungs­fra­ge“: „War­um ha­ben Sie sich aus­ge­rech­net bei uns be­wor­ben?“ (90%). Fast ge­nau so häu­fig wer­den die Azu­bi-Teil­neh­mer stan­dard­mä­ßig nach ih­ren Stär­ken und Schwä­chen ge­fragt (82%).

Azu­bi-Teil­neh­mer sa­gen Din­ge wie (O-Ton):

„Wenn man ein­fach gut mit sei­nen Azu­bis um­geht, ist dass bes­ser als je­de Kam­pa­gne.“
„Mu­tig sein, aber auch rea­lis­tisch. Kei­ner folgt Un­ter­neh­men wo­chen­lang auf Face­book/ Ins­ta­gram, um al­les über die Aus­bil­dung zu er­fah­ren. Re­gel­mä­ßi­ge In­fos in Form von Mes­sen, News­let­tern oder In­fo-Vi­de­os auf YouTube sind de­fi­ni­tiv die bes­te Wahl!!! Fin­ger Weg von Snap­chat und Whats­App. Wirkt ab­so­lut un­se­ri­ös :D“
„Nicht das ty­pi­sche HR ge­ha­cke im Vor­stel­lungs­ge­spräch durch­füh­ren, son­dern ganz nor­ma­le Kon­ver­sa­tio­nen füh­ren. Even­tu­ell auch je­man­den vom Fach da­zu ho­len um die Kon­ver­sa­ti­on in Rich­tung des Fachs zu len­ken in die der Be­wer­ber möch­te.“
„Den Azu­bi-Re­cruit­ing­s­pro­zess krea­ti­ver und in­no­va­ti­ver ge­stal­ten, oh­ne da­bei zu sehr in das Pri­vat­le­ben (Whats­App oder Snap­Chat) ein­zu­drin­gen. Dies wirkt dann eher so, als wür­den El­tern sich auf ein­mal ei­nen Face­book-Ac­count ma­chen, nur um ‚hipp‘ zu sein – es ist nicht au­then­tisch.“

Fazit:
Die Stu­die zeigt die Mehr­heit der Azu­bi-Teil­neh­mer je­den­falls als re­flek­tier­te jun­ge Men­schen, die bei wei­tem nicht al­les cool fin­den, was On­line-In­flu­en­cer so da­her­re­den.

Quelle: Wollmilchsau.de