Was versteht man unter psychischer Belastung am Arbeitsplatz?

Psychische Belastung am Arbeitsplatz bezeichnet die Gesamtheit aller Einflüsse, die von außen und psychisch auf einen Menschen einwirken. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass potentielle Belastungsfaktoren zunächst neutral zu betrachten sind – es liegt immer auch an der individuellen Wahrnehmung und Bewertung. Erst wenn die Belastung die individuellen Bewältigungsmöglichkeiten übersteigt, wenn es an Coping-Strategien mangelt und keine Möglichkeit zur Entlastung da ist, wird sie zur Fehlbelastung und kann negative Folgen haben.

Der entscheidende Unterschied zwischen „normalem” Arbeitsstress und krankmachender Belastung liegt in der Dauer, der Intensität und den Bewältigungsmöglichkeiten. Während kurzfristiger Stress durchaus motivierend und leistungssteigernd wirken kann, kann chronischer Stress ohne ausreichende Erholungsphasen zu zahlreichen psychischen und physischen Erkrankungen bis hin zum Burnout führen.

Ursachen und Beispiele für psychische Belastung am Arbeitsplatz

Die Ursachen für psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind vielfältig und lassen sich grob in arbeitsbezogene und persönliche Faktoren unterteilen. Zum einen spielen arbeitsbedingte Faktoren eine bedeutende Rolle, zu denen unter anderem hoher Zeit- und Leistungsdruck gehören. Dieser geht häufig mit Überstunden und zunehmender Arbeitsverdichtung einher. Darüber hinaus können unklare Aufgaben und Verantwortlichkeiten sowie mangelnde Wertschätzung und fehlende Anerkennung die psychische Belastung erhöhen. Auch Konflikte mit Kolleg:innen oder Vorgesetzten, eine generelle Jobunsicherheit und die ständige Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit tragen zur Belastung bei. Nicht zuletzt können sowohl monotone als auch unterfordernde Tätigkeiten das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen.

Andererseits spielen persönliche Faktoren eine ebenso wichtige Rolle für die psychische Belastbarkeit. Dazu zählen in erster Linie die individuelle Stressresistenz und die erlernten Bewältigungsstrategien. Eng damit verbunden sind die Work-Life-Balance und der Ausgleich in der Freizeit, die wesentlich zur Regeneration beitragen. Darüber hinaus können private Probleme oder Lebenskrisen die Belastbarkeit am Arbeitsplatz erheblich beeinflussen. Auch Persönlichkeitsmerkmale wie Perfektionismus und überhöhte Ansprüche an sich selbst können zu einer erhöhten psychischen Belastung führen, wie über 23% der befragten Männer und sogar 27% der befragten Frauen in unserer HelloBetter Studie zum Thema Mental Health bestätigt haben.
Immer ist es das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, das zu einer Überlastung führt.

Psychische Belastung und Symptome erkennen

Psychische Beschwerden können sich auf verschiedenen Ebenen bemerkbar machen, wobei die Symptome oft ineinandergreifen und sich gegenseitig verstärken. Auf körperlicher Ebene treten zunächst häufig Schlafstörungen auf, die wiederum zu chronischer Müdigkeit und Erschöpfung führen. Häufig erleben Betroffene auch Kopf- und Rückenschmerzen sowie Verspannungen. Darüber hinaus treten oft Magen-Darm-Beschwerden auf, die nicht selten mit Appetitlosigkeit oder im Gegenteil mit gesteigertem Appetit einhergehen. Gleichzeitig wird das Immunsystem geschwächt, was zu häufigen Erkältungen führen kann.

Wann professionelle Hilfe nötig ist und wie man sie findet

Trotz aller präventiven Maßnahmen kann es vorkommen, dass die psychische Belastung ein Ausmaß erreicht, bei dem professionelle Unterstützung sinnvoll oder gar notwendig wird. Es gibt verschiedene Anzeichen, die darauf hindeuten können, dass externe Hilfe in Betracht gezogen werden sollte. Dazu zählt beispielsweise, wenn Symptome über mehrere Wochen anhalten und sich stetig verstärken. Auch wenn alltägliche Aufgaben kaum noch bewältigt werden können, ist professionelle Hilfe dringend anzuraten. Weitere Alarmzeichen sind zunehmende körperliche Beschwerden, die Entwicklung oder Verstärkung von Suchtverhalten sowie eine starke Beeinträchtigung der sozialen Beziehungen aufgrund der psychischen Belastung.

Fazit

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind in der modernen Arbeitswelt allgegenwärtig. Sie frühzeitig zu erkennen und ihnen aktiv entgegenzuwirken, ist eine wichtige Aufgabe sowohl für Arbeitgebende als auch für Arbeitnehmende. Mit gezielten Präventionsmaßnahmen, einem bewussten, offenen Umgang mit Stress und einer gesunden Arbeitskultur lässt sich viel erreichen. Nimmt die Belastung jedoch überhand, ist es wichtig, sich nicht zu scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, denn entgegen veralteter Stigmata ist das keine Schwäche, sondern eine absolute Stärke.

Quelle: stepstone / Dr. Hanne Horvath