Im Zuge der Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie hat sich das Arbeitsleben zu weiten Teilen ins Homeoffice verlagert. Das stellt Unternehmen auch bei der Integration neuer Mitarbeiter vor Herausforderungen. Immer mehr Arbeitgeber setzen laut einer aktuellen Studie auf digitales Onboarding, haben aber bei der Umsetzung noch Nachholbedarf.

Zwischen Juli und Oktober 2020 hat Haufe in Deutschland 553 HR-Verantwortliche aus Unternehmen aller Größenklassen gefragt, wie sie zu Zeiten von Corona den Onboarding-Prozess gestalten. Die 4. Onboarding-Umfrage zeigt, dass fast vier von zehn Studienteilnehmer mit besonderen Onboarding-Umständen während des Frühjahr-Lockdowns zu tun hatten. Unter anderem berichten sie von fehlendem Austausch, schwierigerer Einarbeitung und mangelnden informellen Vernetzungsmöglichkeiten mit den neu eingestellten Mitarbeitern.

JEDES FÜNFTE UNTERNEHMEN NUTZT ZUSÄTZLICHE DIGITALE MASSNAHME

In der Konsequenz setzen nun mehr Unternehmen auf professionelles digitales Onboarding. Gut ein Fünftel der befragten Unternehmen (22 Prozent) gibt an, während des Frühjahr-Lockdowns zusätzliche digitale Maßnahmen ergriffen zu haben, um neue Mitarbeiter ins Unternehmen zu integrieren. Dazu gehören zum Beispiel Webinare für die Einarbeitung, digitale „Preboarding-Info-Mappen“, Video-Gespräche mit Paten, Teams und Vorgesetzen oder virtuelle Get-Together-Maßnahmen. Gut drei Viertel der Befragten (78 Prozent) haben keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen. Einer der Gründe dafür war fehlende Flexibilität bei der Implementierung neuer Prozesse und Strukturen.

PROFESSIONELLES ONBOARDING MIT DIGITALEN ELEMENTEN IM TREND

Laut Studie ist die Bedeutung eines professionellen Onboardings mit digitalen Elementen jedoch bei den Personalern und Entscheidern angekommen. 22 Prozent der Unternehmen hatten im letzten Jahr ein eigenes Budget für die Integration neuen Personals; das sind zehn Prozent mehr als 2019. Knapp ein Viertel des Budgets (23 Prozent) fließt unter anderem in digitale Tools, Apps und Software für die Prozessunterstützung – ein Jahr zuvor waren es erst zwölf Prozent. Der Einsatz digitaler Onboarding-Tools ist von sechs Prozent im Jahr 2018 über zwölf Prozent in 2019 auf 23 Prozent im letzten Jahr gestiegen. Hauptverantwortlicher Treiber für das Onboarding ist mit 76 Prozent bei der Mehrzahl der Unternehmen weiterhin HR. Rund 14 Prozent der Befragten gaben an, keinen Ansprechpartner für dieses Thema zu haben.

ZWEI DRITTEL DER ARBEITGEBER STELLEN NEUEN EINEN MENTOR ZUR SEITE

Die Studie zeigt, dass Arbeitgeber auch der Betreuung der Neuzugänge inzwischen einen höheren Stellenwert beimessen. So stellen fast zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) neuen Kollegen einen Mentor zur Seite. Bei ebensovielen Unternehmen gibt es Vernetzungsmaßnahmen, etwa einen Welcome-Day. 57 Prozent haben umfangreiche Willkommenspakete im Angebot.

MEHRHEIT HÄLT EIGENES ONBOARDING FÜR VERBESSERUNGSFÄHIG

Wie auch in den Vorjahren sehen 77 Prozent der Personalverantwortlichen hohes Verbesserungspotenzial bei ihrem derzeitigen, meist noch analogen Onboarding-Prozess. Nur 23 Prozent denken, dass sie alles optimal machen. Immerhin fast ein Drittel (30 Prozent) hat bereits erlebt, dass neu eingestellte Mitarbeiter noch vor dem ersten Arbeitstag wieder abgesprungen sind. 83 Prozent der Befragten glauben, dass die Anfangsfluktuation durch die weitere Professionalisierung und Digitalisierung des Onboardings gemindert werden könnte. Optimierungsfähig ist laut Studie auch die Feedbackkultur. Bislang nutzt etwas mehr als jedes zweite befragte Unternehmen (55 Prozent) die Rückmeldung neuer Mitarbeiter, um den Onboarding-Prozess zu verbessern. 20 Prozent setzen noch keine strukturierten Feedbackgespräche ein.

Quelle: Personalwirtschaft